Wien (OTS) - Viele PatientInnen in NÖ Landespflegeheimen werden
künftig auf wichtige Therapien (Physiotherapie, Ergotherapie)
verzichten müssen. Denn die NÖ Landesregierung plant, sämtliche
Physio- und ErgotherapeutInnen in ihren Landespflegheimen abzubauen.
Ausgenommen ist davon nur eine Handvoll so genannter
Schwerpunktheime, in denen PflegepatientInnen nur übergangsweise
aufgenommen werden.
LangzeitpflegepatientInnen, die in Pflegeheimen wohnen, müssten in
Zukunft freiberufliche PhysiotherapeutInnen für ihre Behandlungen
anfordern. Das betrifft schätzungsweise 4.000 bis 5.000
Pflegebedürftige. Da es in Niederösterreich keine
Krankenkassenverträge mit PhysiotherapeutInnen gibt, müssten die
PflegeheimbewohnerInnen ihre Therapien selbst bezahlen und würden
dann nur einen Teil der Kosten rückerstattet bekommen.
"In der Praxis bedeutet das, dass ein Großteil der Betroffenen
keine Therapien mehr bekommt" warnt Ute Eberl, MSc, Physio
Austria-Koordinatorin für den extramuralen Bereich. Denn
PflegeheimbewohnerInnen verfügen nur über ein geringes "Taschengeld",
das nicht einmal für den Selbstbehalt der Therapie-kosten reicht.
Zurzeit steht gut jede/r zweite PflegeheimbewohnerIn in
physiotherapeutischer Behandlung.
Physiotherapie ist wesentliche Säule der Behandlung in der Geriatrie
HeimbewohnerInnen, die auf Physiotherapie angewiesen sind, sind
meist in ihrer Grundmobilität auf Hilfestellung und therapeutischen
Einsatz angewiesen (Gangtraining, Bewegungstherapie...), weil sie
ansonsten von Bettlägerigkeit bedroht sind, was im Verlauf zu
Folgeerkrankungen wie Dekubitus, Pneumonie oder durch Bewegungsmangel
bedingte Schmerzzustände und Bewegungseinschränkungen führt.
Physiotherapie muss Teil der Routineversorgung in einem Pflegeheim
sein, da sonst keine optimale Selbständigkeit und Schmerzfreiheit von
PatientInnen gewährleistet werden kann.
"Durch Physiotherapie wird die Selbständigkeit von geriatrischen
PatientInnen erhalten und gefördert, was eine gleichzeitige
Kostenreduktion von Pflegeaufwand und geringere medizinisch-invasive
Eingriffe bedeutet", erklärt Eberl.
Selbst für jene PatientInnen, für deren physiotherapeutische
Behandlung zum Beispiel Angehörige aufkommen, bedeutet die
Auslagerung der Therapie eine massive Verschlechterung. Derzeit
orientieren sich die Maßnahmen an den jeweiligen Gegebenheiten vor
Ort. Bei Bedarf kann durch das ständige Vorhandensein einer/s
TherapeutIn sofort auf eine akute Problematik eingegangen werden. Bei
geringer Belastbarkeit der betreuten Person kann die Therapie
unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt fortgeführt werden (dies
ist eine häufige Vorgehensweise im geriatrischen Bereich!). Durch das
Therapieangebot vor Ort kann auch auf Schwierigkeiten der betreuenden
Pflegepersonen eingegangen, das Therapieangebot auf die jeweiligen
Bedürfnisse abgestimmt, sowie im geriatrischen Team kommuniziert
werden.
Absurde Arbeitsplatz-Politik
Derzeit sind 50 PhysiotherapeutInnen in den NÖ Landespflegeheimen
beschäftigt. Rund 20 Prozent haben befristete Arbeitsverträge, die
auslaufen. Ein kleiner Teil könnte in Schwerpunktheimen oder
Landeskliniken unterkommen, der überwiegende Rest wäre gezwungen,
freiberuflich tätig zu sein.
Dies ist insofern absurd, als erst kürzlich an den Fachhochschulen
St. Pölten und Krems 30 neue Ausbildungsplätze für Physiotherapie
geschaffen wurden und nun deren zukünftige Arbeitsplätze drastisch
gekürzt werden sollen. Womit - nebenbei bemerkt - auch die
Praktikumsplätze für die Physiotherapie-StudentInnen verloren gehen.
Rückfragehinweis:
Physio Austria
Tel.: +43 (0)1 587 99 51-0
RHIZOM PR Otto Havelka
Tel.: +43 (0)2230 2791
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20101105_OTS0083/land...Quelle: ots.at/Physio Austria 10.11.2011